1. Holzappel im Jahr 1715
  2. Damm des Herthasees
  3. Stadtplan von 1876
  4. Holzappel
  5. Bergleute unter Tage

Die Ortsgemeinde Scheidt

Das Esterau-Dorf im Wappenzeichen des Bienenkorbs, herrlich gelegen auf  dem von einer Lahnschleife umgrenzten Bergrücken oberhalb von Laurenburg, hat eine  bemerkenswerte Geschichte. Heimathistoriker datieren seine Ersterwähnung unter der Bezeichnung „Scheyde“ auf das Jahr 1343. In jener Zeit  ist auf der Anhöhe über der Lahn die Existenz einer Adels-Familie „von Scheyde“ bezeugt, nach der das Dörfchen seinen Namen bekommen hat. Die Gründung des Dorfes steht Zusammenhang mit der Ende des 11.Jahrhunderts erbauten nahen Laurenburg: Nachdem die dortigen Burgherren, die Grafen von Laurenburg, ihren Sitz nach Nassau verlegt hatten, tauchten unter ihren nachfolgenden Burgbewohnern unter anderem auch die „Ritter von Scheid(e)“ auf.  

Die Bewohner des Dorfes lebten über Jahrhunderte hinweg von den kargen Erträgen der Landwirtschaft. Im Jahre 1565 wird ein Wingert in der Gemarkung erwähnt. Ab 1751 fanden die Männer Beschäftigung in im nahen Erzbergwerk „Grube Holzappel bei Dörnberg-Hütte.

Die räumliche Nähe des Dorfes zu Holzappel (früher: Esten) erklärt seine Zugehörigkeit zur alten Grundherrschaft Esterau, dem „Estengericht“ und der späteren Reichsgrafschaft Holzappel. Auch kirchlich ist die Verbindung mit dem zwei Kilometer entfernten ehemaligen Esten bis in das 14.Jahrhundert zurück zu verfolgen. Wie Laurenburg und Horhausen gehört Scheidt noch heute zum evangelischen Kirchspiel der Holzappeler Johanneskirche und hat nie eine eigene Pfarrei besessen. Das erklärt schließlich auch, warum die Toten des Dorfes bis zum Jahre 1878, der Einweihung eines eigenen Friedhofs, zur Beerdigung nach Holzappel gebracht werden mussten: In früheren Zeiten war es üblich, die Verstorbenen in unmittelbarer Nähe zum Gotteshaus, auf dem „Kirchhof“, zur letzten Ruhe zu betten. Dieser befand sich bei der Johanneskirche, mitten im Ortskern von Holzappel.

Was die Kirche und den Gottesdienst betraf, galt über lange Zeit auch für die Schule. Bis ins 19.Jahrhundert hinein war der tägliche Fußmarsch nach Holzappel für die Scheidter Schulkinder – wie auch für die aus anderen Esterau-Dörfern - eine Selbstverständlichkeit. Allgemein anwachsende Schülerzahlen führten im Jahre 1818 zur Gründung eines  Schulbezirks Scheidt-Laurenburg, mit dem Ziel, gemeinsam eine Schule zu bauen. Bereits ab November 1818 besuchten die Kinder beider Orte den Unterricht in Scheidt, der zunächst im alten Backhaus („Backes“) der Gemeinde und danach in einem angemieteten Wohnhaus abgehalten wurde. Nachdem sich Laurenburg 1828 ein eigenes Schulhaus geleistet hatte, konnte zwei Jahre später, im Jahre 1830, auch in Scheidt die erste Dorfschule eingeweiht werden. Wie alte Fotographien belegen, wurden in der einklassigen Volksschule zeitweise bis zu 80 Kinder von einem Lehrer unterrichtet. –

Eine „Schulstellen-Beschreibung“ vom 20.November 1888 vermittelt einen Eindruck von der „fürstlichen Besoldung“ der früheren „Schulmeister“. Dort heißt es: „Die Lehrerstelle in Scheidt mit 76 Schülern hat ein dekretliches Jahres-Einkommen (Lehrergehalt) von 960 Mark: 929 Mark in bar, dazu Anrechnungen für Wohnung und Garten von 25,30 Mark und für Schulgut (Wiesen und Äcker) von 5,70 Mark.“ Die Scheidter Schulgeschichte währte 135 Jahre: Durch „Organisationsverfügung“ der Bezirksregierung Montabaur vom 25.April 1965 wurde die einklassige Volksschule aufgelöst und in die Mittelpunktschule (Esterauschule) in Holzappel eingegliedert.