1. Holzappel im Jahr 1715
  2. Damm des Herthasees
  3. Stadtplan von 1876
  4. Holzappel
  5. Bergleute unter Tage

Reichsgraf Peter Melander von Holzappel (1589-1648)

Peter Melander wurde am 8.Februar 1589 als Sohn des „Landbereiters“ (Steuereinnehmers) im Dienst des Grafen Johann von Nassau-Hadamar, Wilhelm Eppelmann, in Niederhadamar bei Limburg geboren. Sein Onkel, Johann Eppelmann, Nassau-Oranischer Rat beim Prinzen Moritz von Oranien, nahm ihn zu sich nach Holland, um für seine Ausbildung zu sorgen.

Der wohlhabende und ehrgeizige Jurist hatte seinen Namen nach damaliger Sitte ins Griechische übertragen und nannte sich „Melander“. Dazu erwarb er in Hadamar einen Burgsitz und erreichte, dass die Familie Eppelmann unter dem neuen Namen, den auch der junge Peter übernahm, in den ritterlichen Adelsstand aufgenommen wurde. Sein späterer Grafentitel „von Holzappel“ entstammt einem ausgestorbenen Rittergeschlecht auf der Vetzburg bei Gießen.

Nach einem Studium an der renommierten Universität Leyden (Leiden) entschied sich Peter Melander nicht für den von seinem Onkel für ihn vorgesehenen Staatsdienst, sondern wandte sich der militärischen Laufbahn zu und wurde Offizier. Mit 25 Jahren bereits führte er ein Reiterheer des Prinzen Moritz gegen die Spanier. Zwei Jahre später, 1616, kämpfte er für die Republik Venedig, wurde 1621 zum Obersten ernannt und versah bis 1629 den Posten des Stadtkommandanten von Basel. -

Inzwischen tobte in Deutschland bereits seit 1618 der 30-jährige Krieg. Als überzeugter Anhänger des reformierten Bekenntnisses trat Melander 1633 in den Dienst des Landgrafen Wilhelm V. von Hessen-Kassel und die evangelische „Union“: Anschließend kämpfte er als „Generalleutnant und Geheimer Kriegsrat“, im Bunde mit den Schweden, gegen die katholische „Liga“ und den Kaiser. Nach dem Tod Wilhelms V. überwarf er sich mit dessen Witwe, der Landgräfin Amalie von Hessen-Kassel und zog sich vorübergehend ins Privatleben zurück. –

Vorausgegangen waren vergebliche Bemühungen Melanders um die Gründung einer interkonfessionellen „dritten Partei“ in Deutschland und um einen Ausgleich zwischen Hessen-Kassel und dem Kaiser, mit dem Ziel, gemeinsam gegen „die Reichsfeinde Frankreich und Schweden“ vorzugehen.

Ob es die großzügigen Offerten des Kaisers Ferdinand III. waren, die den endgültigen Frontwechsel Melanders auf „die andere Seite“ bewirkten - eine Wienreise brachte ihm 1641 immerhin die Erhebung in den erblichen Grafenstand ein - oder aber die persönliche Erkenntnis des patriotisch gesinnten Heerführers, „zum Verderben der Fremdherrschaft in Deutschland“ noch einmal „seinen grauen Kopf“ einsetzen zu müssen, bleibt dahingestellt: Tatsache ist, dass Kaiser Ferdinand III, „den lieben und getreuen Peter, Grafen zu Holzappel, in Ansehung seiner im Kriegswesen erlangter guter Erfahrung, auch auf das sonderbare gute Vertrauen, so Wir in seine Person setzen“, 1642 zum Feldmarschall und „Generalissimus“ über sein gesamtes Kriegsheer in Deutschland erhob. - Zunächst wurde Graf Holzappel allerdings nur mit diplomatischen Missionen betraut, vermutlich wegen der Vorbehalte am katholisch geprägten Wiener Hof angesichts seines reformierten Bekenntnisses.

Das Feldmarschallspatent mit einem garantierten Jahresgehalt von 12.000 Reichstalern, dazu Kriegsbeute und Gewinne aus dem Holzhandel mit Holland, hatten den strebsamen „Sternenfischer“ wohlhabend gemacht. 1643 kaufte er für 64.000 Reichstaler die zuvor im Besitz des Grafen Johann Ludwig von Nassau-Hadamar befindliche Esterau mit der Vogtei Isselbach-Eppenrod, einschließlich der Ruine Laurenburg, der Stammburg der Grafen von Nassau. Dabei „beförderte“ er die kleine Herrschaft rund um das Dorf Esten, die spätere Stadt Holzappel, mit dem Segen des Kaisers zur „Reichsunmittelbaren und Freien Grafschaft Holzappel“. Damit wurde Melander zugleich Mitglied im „Westfälischen Grafenkollegium“ des Reichstages.

1647, nach dem Tod des Generalleutnants Matthias Graf Gallas, nunmehr Oberbefehlshaber aller kaiserlichen Truppen in Deutschland, griff der zu dieser Zeit 58-jährige Melander noch einmal in das Kriegsgeschehen ein. Seine „Defensiv-Feldzüge“ während der Verhandlungen im Vorfeld des „Westfälischen Friedens“ vom 24.Oktober 1648 trugen nicht unerheblich dazu bei, dass die Schweden und Franzosen im Kampf um die Vormacht in Mitteleuropa ihre Kriegsziele nicht in dem von ihnen gewünschten Umfang erreichten. -

Am 17.Mai 1648, vier Monate vor dem Ende des „Großen Krieges in Deutschland“, starb Graf Holzappel - an einem Sonntag zwischen 11 und 12 Uhr - bei einem Rückzugsgefecht gegen die vereinigten Schweden und Franzosen als Führer des kaiserlichen Hauptheeres in der Schlacht bei Zusmarshausen, unweit von Augsburg, den Soldatentod.

Nach vorübergehender Aufbahrung in Augsburg traf der Leichnam des Grafen am 27.Juli 1648, begleitet von Kanonensalut und Glockengeläut, mit großem Gefolge in Esten (Holzappel) ein. Dort wurde er am 2.August in der Gruft der evangelischen Johanneskirche feierlich beigesetzt.

Die „Christliche Leichenpredigt über den tödlichen Hinritt des weyland hochgeborenen Grafen und Herren, Herrn Peter Grafen zu Holtzappel, welcher bey Augspurg anno 1648, den 17.May, im Treffen geblieben und in dem Herren selig verschieden“, hielt der Feld- und Hofprediger Johann Gottfried Floret. -

 Die Melandergruft in der Holzappeler Johanneskirche, in der auch die Witwe des Feldmarschalls, Gräfin Agnes, seine Tochter, die Fürstin Elisabeth Charlotte und der Schwiegersohn, Fürst Adolf von Nassau-Dillenburg, ihre letzte Ruhe fanden, kann in Verbindung mit dem Esterau-Museum im Holzappeler Rathaus besichtigt werden.