1. Holzappel im Jahr 1715
  2. Damm des Herthasees
  3. Stadtplan von 1876
  4. Holzappel
  5. Bergleute unter Tage

Die Ortsgemeinde Geilnau

Das Lahndorf Geilnau, am rechten Flussufer zwischen Balduinstein und Laurenburg, wird im Jahre 1284 erstmals in einer von dem Grafen Adolf von Nassau unterzeichneten Urkunde als „Geilenowe“ erwähnt. Namensforscher deuten die Bezeichnung als Hinweis auf die „geile“ (üppige und fruchtbare) „Aue“ entlang des Lahnufers: ein nachvollziehbarer Anlass für die ersten Bewohner, gerade hier ein Dorf zu gründen.

Die kleine Kapelle auf dem Friedhof hoch über den Dächern des Dorfes ist im Jahre 1532 in Verbindung mit dem Weinbau an den Lahnhängen nachgewiesen und soll zeitweise als Kelterhaus für den berühmten „Geilnauer Roten“ gedient haben.  Der bekannte nassauische Heimat- und Mundartdichter Rudolf Dietz (1863-1942) hat das überlieferte Kuriosum auf seine Weise in Reime gefasst:

Ein Kelterhaus warst Du vor Zeiten,
du liebes trautes Kirchlein fein.
Die Winzer mussten hier bereiten

den guten Geilenauer Wein.

 Heut ist gefüllt mit Glöckleins Klängen
das winzerlose stille Tal.

Der Enkel Schar bei Weihgesängen
trinkt Wein beim frommen Abendmahl.

 

Übrigens: Noch heute dient das vorteilhaft restaurierte kleine Gotteshaus mit seiner eigenwilligen Pickelhaube und seiner kunstvollen Innenausstattung der evangelischen Kirchengemeinde Langenscheid-Geilnau als beliebter Treffpunkt für besondere Gottesdienste im Laufe des Kirchenjahres. 

Ein eigenes Kapitel in der Geschichte des Lahndorfes schrieb das berühmte „Geilnauer Sauerwasser“. „Im Jahre 1780“, so berichten die Chronisten, „wurden an der seit dem 30-jährigen Krieg verschütteten Mineralquelle  bei Geilnau neue Nachgrabungen vorgenommen.“  Fürst Carl Ludwig von Anhalt-Bernburg-Schaumburg, zu jener Zeit zugleich Landesherr der Esterau, ließ Schächte abteufen, die circa 20 Fuß unterhalb des Lahnbetts auf die noch sprudelnde alte Fassung des Brunnens stießen. Fachmedizinische Untersuchungen  bestätigten die hohe Qualität des Wassers: ein Grund mehr, die Quelle neu in Blei zu fassen und in zwei Röhren nach oben zu führen. Der Bau einer massiven kreisrunden Einfassungsmauer schützte die Anlage forthin vor dem Lahn-Hochwasser und sonstigen unliebsamen Überraschungen.

Seine Blütezeit bei einem Absatz von monatlich Tausenden von Tonkrügen mit dem begehrten Heilwasser erlebte Brunnen in der ersten Hälfte des 19.Jahrhunderts. Mit dem weltweiten Siegeszug des benachbarten Fachinger Mineralbrunnens („Staatlich Fachingen“) verlor das Geilnauer Wasser immer mehr an Bedeutung, sodass seine Vermarktung im Jahre 1894 eingestellt werden musste. Immerhin sprudelt der Brunnen noch heute und wird nicht nur von den Geilnauern, sondern auch von vorbeiziehenden Lahn-Wanderern als stets willkommene Erfrischung hoch geschätzt.

Eine alternative Einnahmequelle der ansonsten strukturschwachen Gemeinde war der Basaltabbau in der Gemarkung. Von 1900 bis 1937 wurde auf der Lahnhöhe des Mühlenbergs wertvoller Säulenbasalt gewonnen. Für seinen Abtransport entstand eigens eine Betriebsbrücke über die Lahn mit Gleisanschluss an die dort verlaufende Eisenbahnlinie. Das Werk beschäftigte zeitweise 230 Mitarbeiter, darunter zahlreiche Gastarbeiter aus Italien und Ungarn.

Heute verdienen die berufstätigen Geilnauer ihren Lebensunterhalt als Auspendler zu den Dienstleistungseinrichtungen, Behörden, Gewerbe- und Industriebetrieben in der näheren und zum Teil auch weiteren Umgebung.