1. Holzappel im Jahr 1715
  2. Damm des Herthasees
  3. Stadtplan von 1876
  4. Holzappel
  5. Bergleute unter Tage

Die Stadt  Holzappel

Von Gottes Gnaden, Wir, Elisabeth Charlotte, Fürstin zu Nassau, Gräfin zu Catzenelnbogen, Vianden, Dietz und Holtzappell, Frau zu Beilstein, Laurenburg, Schaumburg und Luelsdorff, Wittib  (...) fügen hiermit Jedermännigen zu wissen (...) in Unserer Grafschaft Holtzappel eine gemeine Statt aufzurichten und dieselbe mit allerhand bürgerlichen Rechten, Gnaden und Freiheiten zu versehen (...) Demnach haben Wir Unseren Flecken Esthen hierzu erwählt und mit dem der Grafschaft zugeeigneten Namen Holtzappell benannt.“ -  So heißt es in der „Privilegia der Statt Holtzappell“, welche Ihro Hochfürstliche Durchlaucht, die Fürstliche Frau Wittib zu Nassau Schaumburg gnädigst erteilt und den 13./23. Februari des 1688sten Jahren publizieren ließ.

 Mit der Stadterhebung des Jahres 1688 waren für die Einwohner von Holzappel wesentliche Rechte und Freiheiten verbunden, vor allem die Aufhebung der Leibeigenschaft und das Markt- und Zunftrecht. Die Folge war ein deutlicher Anstieg der Bevölkerungszahl und eine stetige wirtschaftliche Aufwärtsentwicklung.

Der erste offizielle Markt wurde am 25.Juni 1688, am Montag nach Johannis, als Kram- und Viehmarkt abgehalten, Ab 1690 fanden in Holzappel, jeweils am Freitag, Wochenmärkte statt, wobei in der Regel Lebensmittel, wie Fleisch, Butter, Käse, Milch, Mehl, Eier, Gemüse und Obst, angeboten wurden. Der Stadtschultheiß hatte über die Qualität der Waren sowie über die Maße, Gewichte und Preise zu wachen.

Die erste „Polizeiverordnung der Stadt Holzappel“ vom 27. Mai 1691 zielte in 24 Einzelvorschriften darauf ab, das friedliche Zusammenleben der Bürger zu garantieren, Gefahren abzuwenden und feste Regeln für Handel und Handwerk vorzugeben. Danach war es zum Beispiel unter Androhung einer Strafe von zwei Goldgulden an Sonn-, Feier- und Bettagen verboten, die Kramläden zu öffnen oder „Leibs- und Handarbeiten“ zu verrichten. Den Wirten war es strengstens untersagt, „vor der Vor- oder Nachmittagspredigt“ Wein oder Bier zu zapfen.

Eindeutige Vorschriften enthielt die Polizeiverordnung überdies zum Lebenswandel und den allgemeinen Verhalten der Stadtbewohner. „Wir wollen“, so  heißt es dort, „dass alle übermäßige Kleiderpracht, auch überflüssige Gastmahle bei den Hochzeiten und Kindtaufen, überhaupt alle Völlerei und Trunkenheit vermieden werde.“

Ab 1700 setzte in der jungen Stadt eine rege Bautätigkeit ein. Dabei entstanden unter anderem die repräsentativen Gebäude im alten Ortskern, wie das „Goethehaus“, das Rathaus und das „Herrschaftliche Haus zum Güldenen Adler“ (heute: „Altes Herrenhaus zum Bären“). Die Lage Holzappels unmittelbar an der alten Post- und Handelsstraße von Nassau nach Diez brachte regen „Überlandverkehr“ und begünstige die Ansiedlung von Handwerkern und Händlern. Einen wesentlichen Anteil an der wirtschaftlichen Entwicklung des Städtchens hatte das nahe gelegene Erzbergwerk „Grube Holzappel“, in dem ab 1751 größere Mengen an Blei, Silber, Zink und Kupfer gefördert wurden. Die Existenz des Bergwerks bescherte Holzappel einen Besuch des großen deutschen Dichters Johann Wolfgang von Goethe, der am 23.Juli 1815 im Haus des damaligen Grubendirektors, Hofrat Ludwig Schneider, zu geologischen Fachgesprächen einkehrte („Goethehaus“).

Mit der Eröffnung der Lahntal-Eisenbahn zwischen Lahnstein und Limburg im Jahre 1862 und dem Ende der „Postkutschenzeit“ verlagerte sich der Personen- und Warenverkehr zunehmend auf die Schiene. Für Holzappel bedeutete dies einen spürbaren Verlust an Wirtschaftskraft und Umlandbedeutung, der – nach der Annexion des Herzogtums Nassau durch das Königreich Preußen (1866) - im Jahre 1885 zur förmlichen Aberkennung der Stadtrechte führte.