Erzbergbau in der Esterau
Das Leben der Menschen in der Esterau war über einen Zeitraum von 200 Jahren weitestgehend vom Bergbau geprägt. In der „Grube Holzappel“ bei Dörnberg-Hütte wurden von 1751 bis 1952 in einer Tiefe bis rund 1100 m beträchtliche Mengen an Silber-, Blei-, Zink- und Kupfererzen abgebaut. Das Werk, das im Juli 1751 mit gerade einmal 4 Bergleuten seinen Anfang nahm, beschäftigte um 1900 insgesamt rund 900 Mitarbeiter. Sie kamen aus den Dörfern im Umkreis von Holzappel und hatten neben ihrer anstrengenden Tätigkeit tägliche Fußmärsche bis zu 8 km (einfache Strecke) zurückzulegen. Zur Belegschaft gehörten zeitweise etwa 90 Gastarbeiter aus Italien und Österreich.
Die Grubenbauen „unter Tage“ bestanden aus zwei Hauptförderschächten, einem „Blindschacht“ und 25 „Sohlen“ (Stollen) mit einer Gesamtlänge von 44 Kilometern. Bis zur Installation einer mit Dampfkraft betriebenen Liftanlage mit „Förderkörben“ im Jahre 1875 mussten die Bergleute über Leitern („Fahrten“) in den Schacht hinunter steigen, um ihre Arbeitsstelle in den Vortrieben der Stollen zu erreichen. Als „Grubengeleucht“ im absoluten Dunkel des Schachts diente – nach der mit Rüb- oder Distelöl befeuerten „Froschlampe“ – vor allem die Karbidlampe. Erst mit dem Jahre 1922 begann die allmähliche Elektrifizierung der Werksanlagen unter und über Tage
1866 entstand die neue Erzaufbereitungsanlage bei Laurenburg.
Eine bleibende Erinnerung an den Bergbau in der Esterau ist der „Holzappeler Bergtaler“, ein Ausbeutetaler aus reinem Silber der Grube, der im Jahre 1774 unter dem Fürsten Carl Ludwig von Anhalt-Bernburg-Laurenburg als damaligem Landesherrn geprägt wurde.
Im Jahre 1815 war es die nahe Erzgrube, die den berühmten deutscher Dichter Johann Wolfgang von Goethe nach Holzappel führte: Der interessierte Geologe und Mineraloge kehrte in der Wohnung des damaligen Bergwerksdirektor Schneider (heute „Goethehaus“) zu Fachgesprächen über das Phänomen der „Verschiebung der Erzgänge“ ein
An die 200-jährige Bergbaugeschichte der Esterau erinnern zudem die künstlich angelegten Wasserspeicher bei Holzappel. Das sind – neben dem Herthasee, dem heutigen Badesee inmitten eines viel besuchten Freizeitgeländes – allein 5 Fischweiher zwischen Holzappel und Dörnberg-Hütte.
Konkrete Eindrücke über die Besonderheiten des Bergwerks vermittelt der Lehrpfad „Grube Holzappel“ über das Gelände der früheren Werksanlagen mit seinen 15 Info-Tafeln und den zahlreichen noch verbliebenen Über-Tage-Relikten. Der Zugang zum Lehrpfad befindet sich unmittelbar an der B 417 oberhalb Dörnberg-Hütte in Richtung Holzappel.