Die Ortsgemeinde Holzappel
Hügelgräber in Nähe des Ortes aus der Zeit vor rund 2500 Jahren bezeugen eine frühe keltische Besiedlung der Region. Holzappel selbst wird bereits 959 n. Chr. mit einer Urkunde zur Weihe der Kirche „St. Peter in Ketten“ in Humbach (heute Montabaur) unter dem Namen Esten als Mittelpunkt der Esterau (Astine Praedia) und Sitz des Estengerichts erwähnt.
1643 wurde die Esterau unter ihrem neuen Besitzer - Graf Peter Melander von Holzappel, - von Kaiser Ferdinand III. zur Freien Reichsgrafschaft Holzappel erhoben. Zur Grafschaft gehörten damals die Dörfer Dörnberg, Eppenrod, Esten (Holzappel), Geilnau, Giershausen, Horhausen, die Orte Kalkofen, Isselbach, Langenscheid, Laurenburg, Ruppenrod und Scheidt. Nach dem Soldatentod Melanders als kaiserlicher Feldherr in 30-jährigen Krieg (1618-1648) wurden seine Gebeine in der Melander-Gruft der evangelischen Johanneskirche in Holzappel beigesetzt. In den 21 freistehenden Särgen der Gruft, die in Verbindung mit dem Esterau-Museum im Holzappeler Rathaus zu besichtigen ist, ruhen auch die Angehörigen und Nachfahren des Grafen.
Unter der Tochter Peter Melanders, Fürstin Elisabeth Charlotte von Nassau-Schaumburg, wurde das Dorf Esten 1688 zur Stadt Holzappel erhoben. Seitdem war das Wirtschaftsleben Holzappels durch die Ansiedlung zahlreicher Handels- und Gewerbebetriebe gekennzeichnet. Ein Vorzug der jungen Stadt - vor allem in der Zeit vor der Eröffnung der Lahntal-Eisen (1862) - war ihre Lage unmittelbar an der belebten Post und Handelsstraße zwischen Nassau und Diez, die ab Schloss Langenau von der Lahn über die Höhen der Esterau führte.
Eine besondere Bedeutung für die Region erlangte der Erzbergbau (Silber, Blei, Zink, Kupfer) mit der Eröffnung der Grube Holzappel im Jahre 1751. Der Bergbau bestimmte über 200 Jahre das Erwerbsleben der Menschen in der Esterau. Am 23.Juli 1815 führte er den großen Dichter Johann Wolfgang von Goethe zu geologischen Gesprächen mit dem Grubendirektor Ludwig Schneider nach Holzappel. Der berühmte Literat und Mineraloge besuchte Schneider in seinem Wohnhaus am unteren Marktplatz, dem heutigen „Goethehaus“.
Ab dem 18.Jahrhundert waren auch zahlreiche jüdische Mitbürger als Händler und Kaufleute am Wirtschaftsleben Holzappels beteiligt. Sie wurden in der nationalsozialistischen Pogromnacht (09.11.1938) gewaltsam aus ihren Häusern vertrieben. Die meisten von ihnen starben anschließend in den Konzentrationslagern der Hitler-Diktatur. Andere konnten ihr Leben retten, indem sie früh genug ihre Heimat verließen und nach Amerika auswanderten. Das Gebäude ihrer ehemaligen Synagoge in Holzappel (mit Erinnerungstafel) und der jüdische Friedhof sind bis heute erhalten.
Nachzutragen bleibt, dass Holzappel seine Stadtrechte im Jahre 1885 im Zusammenhang mit einer der Königlich-Preußischen Kreisreform im Regierungsbezirk Wiesbaden verlor.
Die Geschichte der Kirchen in Holzappel beginnt mit der Ersterwähnung der Johanneskirche als „Mutterkirche“ der Esterau im Jahre 1198. Die seit der Einführung der Reformation (1563) evangelische Johanneskirche wurde 1825/26 auf den Grundmauern des alten Gotteshauses errichtet und ist auch für die Nachbargemeinden Horhausen, Laurenburg und Scheidt zuständig, - Die katholische Minderheit der Esterau erhielt 1866 in Holzappel eine „Missionsstation“ mit einer notdürftigen Kapelle und 1878, nach der Fertigstellung der katholischen Bonifatiuskirche, ein eigenes Gotteshaus.