Die evangelische Johanneskirche in Holzappel
„Ev. Pfarrkirche (St..Johann Bapt.). Klassizistischer Saalbau von 1824-25. An der Schmalseite zwischen Treppenhäusern der Turm mit Spitzhelm. Außengliederung am Schiff mit Kastenblenden, Spiegeldecke, dreiseitig herumgeführte Emporen. An der Stirnseite (links und rechts von Altar und Kanzel) zwei Gedenktafeln: Für Feldmarschall Peter Melander von Holzappel (gest. 1648) und für Fürst Adolf von Nassau (gest. 1676), mit guter Knorpelschnitzerei.“
So berichtet das „Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Rheinland-Pfalz und Saarland von Georg Dehio (2. Auflage 1984) über die heutige Johanneskirche am Marktplatz im historischen Ortskern von Holzappel, die vor rund 200 Jahren auf der Grundmauern ihrer baufälligen Vorgängerin aufgerichtet wurde. An gleicher Stelle stand eines der ältesten Gotteshäuser in der Region, das bereits im Jahre 1198 in Esten (Holzappel) als „Mutterkirche der Esterau“ nachgewiesen ist.
Die Esterau mit dem Hauptort Esten wird bereits im Jahre 959 in Verbindung mit der Weihe der Kirche „Sankt Peter in Ketten“ in Humbach (heute Montabaur) als eigenständige Herrschaft im fränkischen Engersgau urkundlich erwähnt. Eine erste vollständige Beschreibung des Einzugsgebiets der Johanneskirche stammt aus dem Jahre 1563, dem Datum der Einführung der Reformation in der Esterau. Als Filialorte werden darin die Dörfer Dörnberg, Geilnau, Giershausen, Horhausen, Kalkofen, Langenscheid, Laurenburg, Obernhof und Scheidt genannt, dazu das um 1600 durch die Pest ausgestorbene Billenstein bei Horhausen, der Hof Bruchhausen im Gelbachtal, der Bergerhof, der Hanerhof und der Hof Kirchayner.
1643 – in den Wirren des 30-jährigen „Großen Krieges in Deutschland“ – erwarb der kaiserliche Heerführer und Feldmarschall, Graf Peter Melander von Holzappel, das kleine Reich rund um Esten und erhob es mit dem Segen des Kaisers Ferdinand II. zur reichsunmittelbaren „Grafschaft Holzappel“. Nach seinem Soldatentod im Jahre 1648 fand der Graf in der eigens für ihn und seine Nachfahren angelegten „Melandergruft“ in der Johanneskirche seine letzte Ruhe.
Eine geschützte Stätte für die Abhaltung ihrer Gottesdienste bot die Johanneskirche schließlich auch den Waldensern und Wallonen, die nach den Verfolgungen unter dem französischen König Ludwig XIV. ab 1687 von der Grafen-Tochter, Fürstin Elisabeth Charlotte von Nassau-Schaumburg, als Glaubensflüchtlinge in die Esterau aufgenommen wurden Nach der Gründung des nach ihr benannten Waldenser-Dörfchens Charlottenberg
im Jahre 1699 konnten seine Bewohner als „Französisch-Reformierte Gemeinde Holzappel-Charlottenberg“ ihre regelmäßigen Gottesdienste ungestört in der Johanneskirche feiern.
Ein besonderer Einschnitt in der Geschichte der evangelischen Johannesgemeinde war der Neubau ihrer Kirche in den Jahren 1824-1826. „Schon seit Anfang des Jahrhunderts befand sich die alte Kirche in einem äußerst baufälligen Zustand, der sich in den Jahren 1821 und 1822 gefahrdrohend verschlechterte“, berichtet der Chronist. Mit Schreiben vom März 1823 verfügte die Baubehörde der Herzoglich-Nassauischen Landesregierung ihre Schließung und drängte auf den Totalabriss und den anschließenden Neuaufbau. Mit einem letzten Gottesdienst am Sonntag nach Ostern nahm die Gemeinde „in großer Andacht und tiefer Rührung“ Abschied von ihrer vertrauten alten Kirche. Während des anschließenden rund dreijährigen Wiederaufbaus wanderten die jüngeren Gottesdienstbesucher zur Kirche in Dörnberg. Für die Alten und Gebrechlichen wurde eine sonntägliche Andacht im Holzappeler Rathaus angeboten.
Nach dem Abbruch des maroden Bauwerks (1823/24) und der Grundsteinlegung vom 16. April 1825 konnte die wieder erstandene Johanneskirche am 26.November 1826 mit einer feierlichen Einweihung ihrer Bestimmung übergeben werden.
Zur den weiteren Stationen der Baugeschichte der Johanneskirche gehört die umfassende Innenrenovierung von 1875/76 mit der Erneuerung des Altars, der Kanzel und der Orgel unter großzügiger finanzieller Unterstützung durch der Großherzog Peter von Oldenburg als Standesherr auf Schloss Schaumburg. Im Jahre 1904 wurde der zuvor stumpfe Turmhelm der Kirche niedergelegt und durch eine bis zur Höhe von 42 Metern aufragende Turmspitze ersetzt.
Nicht ohne Grund ist die Johannesgemeinde stolz auf ihr volltönendes kräftiges Geläut aus sechs aufeinander abgestimmten Glocken, die nach dem 2. Weltkrieg, in den Jahren 1954 bis 1964, vor allem mit privaten Geldspenden angeschafft werden konnten.
HIer können sie einen kleinen Film über die Johanneskirche sehen.