1. Holzappel im Jahr 1715
  2. Damm des Herthasees
  3. Stadtplan von 1876
  4. Holzappel
  5. Bergleute unter Tage

Die Ortsgemeinde Horhausen

Horhausen, der nördliche Nachbarort von Holzappel, wird im Jahre 1338 erstmals als „Horhusen“ („Häuser am Sumpf“) erwähnt und hat diesen Namen nicht zu Unrecht erhalten. Noch heute stehen die ältesten Häuser des Dorfes rund um ein feuchtes Gebiet, den „Weikert“ (Weidengarten), in dem einst die Weidenruten für das Korbflechten „geerntet“ wurden. Hier haben die ersten Bewohner den Brunnen erschlossen, der ihnen das lebenswichtige Wasser  spendete. Der Brunnen unter der 600 Jahre alten Linde sprudelt noch heute.

In unmittelbarer Nähe des Dorfes, am Fuße des 443,5m hohen „Höchst“, wurden keltische Hügelgräber aus der Zeit um 500 v. Chr. entdeckt. Ausgrabungen im Jahre 1896 förderten vor allem bei dem „Fürstengrab von Horhausen“ wertvolle Funde zutage. (Mehr dazu in einem eigenen Beitrag). Nicht weit von Horhausen entfernt lag einst das Dörfchen Billenstein, das gegen Ende des 16. Jahrhunderts, vermutlich infolge der im Mittelalter weit verbreiteten Pest-Krankheit, ausgestorben ist.

Im Jahre 1867 erhielten die Schulkinder, die zuvor den Unterricht in Holzappel besuchen mussten, ihren ersten eigenen Lehrer. Die provisorische „Schulstube“ wurde im alten Rathaus über dem „Backes“ (Gemeinde-Backhaus) eingerichtet. Das 1926 erbaute Schulhaus erhielt nach der Gründung der Mittelpunktschule („Esterauschule“) in Holzappel im Jahre 1969, nach entsprechendem Umbau, seine neue Bestimmung als Dorfgemeinschaftshaus.

Während der letzten Jahrzehnte hat sich Horhausen vor allem entlang der Billensteiner Straße ausgedehnt – mit exponierter Wohnlage und herrlichem Ausblick über das Gelbachtal hinweg in das gegenüber liegende „Buchfinkenländchen“. -  2000 feierte die ganze Gemeinde die Einweihung ihrer neu gestalteten Ortsmitte rund um das frühere Rathaus mit „Backes“, in die auch das Feuerwehrgerätehaus und der alte Dorfbrunnen unter der Linde einbezogen wurden.

 Im 30-jährigen Krieg (1618-1648) wurde auch Horhausen von den Plünderungen und Brandschatzungen führungsloser, marodierender Soldaten heimgesucht. Darüber kursiert in der Esterau bis zum heutigen Tag die Sage vom „Wackerhannes“, dem „Wackereren Hannes von Horhausen“:

 Gegen Ende des 30-jährigen Krieges richtete sich ein Trupp ausgehungerter schwedischer Soldaten ihr Winterquartier an der „Schwedenschanze“ am Rande der Straße von Horhausen nach Giershausen ein. Von dort holten sie sich in den benachbarten Dörfern und Höfen, was sie zum Leben brauchten. In Horhausen selbst waren die Ställe und Vorratskammer längst ausgeraubt; die Einwohner selbst litten größte Not.

Irgend jemand muss den Soldaten den Tipp gegeben haben – vielleicht um das eigene Leben zu retten – bei Holzappel gebe es den Hahnerhof, da sei bestimmt noch etwas zu holen. Sie griffen sich den erstbesten jungen Mann, der ihnen in Horhausen über den Weg lief und befahlen ihm, sie schnell und sicher dorthin zu führen.

Hannes, so hieß der wackere Bursche mit wachen Sinnen, hatte viel darüber erzählen hören, wie grausam die Soldaten mit der Zivilbevölkerung umgingen. Er kannte auch den „Schwedentrunk“, wobei dem Opfer mit Gewalt so viel Mistjauche eingeflößt wurde, bis er das Versteck der letzten Habseligkeiten preisgab. So fasste er aus Mitleid mit den Bewohnern des Hahnerhofes einen wilden und mutigen Entschluss: Es führte die Soldaten in Richtung Höchst, an dessen Fuß er einen kleinen See wusste, der eher einem morastischen Hochmoor glich und marschierte mit seinen Begleitern geradewegs in den schwach zugefrorenen Sumpf, bis er mit ihnen in dem bodenlosen Morast versank. Seitdem hieß der kleine See, der von dem Oberflächenwasser aus dem nahen Höchst gespeist wird, `Wackerhannes“ oder „Wackerhans-Teich“.

 Nachzutragen bleibt, dass es sich bei dem „Wackerhannes“ um den heutigen „Herthasee“ handelt, der im Jahre 1846 durch einen 300 Meter langen und 12 Meter hohen Abschlussdamm als Wasserspeicher für das Erzbergwerk „Grube Holzappel“ angestaut wurde. Seinen neuen Namen erhielt er um 1910 nach dem Vorbild eines etwa gleichgroßen See auf der Insel Rügen, als sich der Verkehrs- und Verschönerungsverein Holzappel entschloss, seine bevorzugte Lage als Freibad für die Naherholung und den „Fremdenverkehr“ zu nutzen.