1. Holzappel im Jahr 1715
  2. Damm des Herthasees
  3. Stadtplan von 1876
  4. Holzappel
  5. Bergleute unter Tage

Die Ortsgemeinde Hirschberg

Hirschberg, das sich heute aufgrund seiner Lage zur Region Esterau zählt, gehörte historisch gesehen zum Herrschaftsbereich der Grafschaft Diez. Urkundlich bereits im Jahre 1336 als „Hirtsberg“ genannt, leitet das Dorf seinen Namen von  dem einstigen Wildreichtum in seiner Umgebung ab. Vor allem in den Hochwäldern des nahen „Höchst“ (früher ebenfalls „Hirtsberg“) – mit seinen 443,5 m ü. NN die höchste Erhebung in der Esterau – fühlten sich Hirsche noch bis um 1900 in ihrem Element. Grund genug für die Dorfbewohner, einen stolzen weißen Hirsch als „Statussymbol“ in ihr Ortswappen aufzunehmen.   

Um 1400 erhielt Hirschberg seine erste Kapelle, die 1871 wegen Baufälligkeit abgebrochen werden musste. 1892, 21 Jahre später, baute die Gemeinde ihre heutige evangelische Kirche, die sich seitdem wie ein stolzer Dom über die Dächer des Dorfes erhebt.

Als Unterrichtsraum für die Dorfkinder diente im 17. und 18.Jahrhundert die Stube eines alten Wohnhauses. Das erste eigene Schulhaus mit Lehrerwohnung entstand 1834 unmittelbar an der Hauptstraße. Es wurde im Jahre 1928 von der „neuen Schule“ direkt unterhalb der Kirche abgelöst. Nach der Fertigstellung der „Esterauschule“ als Grund- und Hauptschule für die Region rund um Holzappel im Jahre 1969 fanden die verlassenen Räume, nach einem entsprechenden Um- und Anbau, ihre neue Bestimmung als Dorfgemeinschaftshaus und Amtssitz der Gemeindeverwaltung.     

Wie nahezu alle Städte und Dörfer in Deutschland hatte auch Hirschberg unter den Drangsalen des 30-jährigen Krieges (1618-1648) zu leiden. Über den Durchzug der spanischen und der kaiserlichen Söldnertruppen in Jahre 1645 berichtet eine überlieferte Notiz: „Sie raubten den verarmten Einwohnern nicht nur jegliches Vieh, sondern auch alle Lebensmittel, so dass sie gezwungen waren, in den Nachbardörfern, vor allem im Langenscheid, betteln gehen.“  Nach mündlicher Überlieferung mussten sie dabei einen Teil ihrer Äcker und Wiesen eintauschen. Für die heutigen Hirschberger ist der Gedanke nicht abwegig, dass sich die Langenscheider Gemarkung nur aus diesem Grund  bis hart an die Grenze ihrer eigenen Ortsbebauung ausgedehnt hat.

Höchst bemerkenswert in der Historie der Ortsgeschichte von Hirschberg ist ein Vorgang, der sich in der Mitte des 19. Jahrhunderts im Zusammenhang mit der bürgerlichen Revolution abgespielt hat. Über die Aufsehen erregenden Details berichtet die Schulchronik:

Im Revolutionsjahr 1848 verbreitete sich die Kunde von einem Volksaufstand freiheitsliebender Bürger im Nassauer Land. Herzog Adolf von Nassau, so hieß es, habe dem Druck der Massen vor seinem Schloss in Wiesbaden nachgegeben und – neben der Presse- und Versammlungsfreiheit - unter anderem auch die Aufhebung der Standesvorrechte, die Selbstverwaltung der Gemeinden und die Umwandlung der Domänen in „Allgemeines Staatseigentum“ versprochen. Die Hirschberger, die seit eh und je mit einer viel zu kleinen Feldflur leben mussten, empfanden die Nachricht als einen Wink vom Himmel. Sie griffen entschlossen zu Axt und Säge und trieben kurzerhand den nördlich des Dorfes gelegenen, neun Hektar großen Domänen-Wald ab, um auf diese Weise ihre Feldflur zu vergrößern.

Das eigenmächtige Vorgehen führte im folgenden Jahr – inzwischen hatte der Herzog seine Zusagen zum Teil wieder zurückgenommen – zu offiziellen Untersuchungen und Nachforschungen nach den „Rebellen“. Allein dem Verhandlungsgeschick des damaligen Ortsbürgermeisters Hubert wird es zugeschrieben, dass das gerodete Land, das bis zum heutigen Tag „Freiheitsfeld“ heißt, im Eigentum der Gemeinde verblieb.