Die Melandergruft in der Johanneskirche in Holzappel
Besucher des Heimat- und Bergbau-Museum im Holzappeler Rathaus lassen es sich zumeist nicht entgehen, einen Blick in die benachbarte Außenstelle des Museums zu werfen: die Melander-Gruft in der evangelischen Johanneskirche
Die Gruft wurde 1648, nach dem Soldatentod des letzten kaiserlichen Feldmarschalls im 30-Jährigen Krieg, Grafen Peter Melander von Holzappel angelegt und diente anschließend zugleich als letzte Ruhestätte seiner Angehörigen und Nachfahren. Zu den namhaften Persönlichkeiten in der Melander-Gruft zählen - neben dem Grafen und seiner Gemahöin, Gräfin Agnes von Holzappel - unter anderem die Tochter, Fürstin Elisabeth Charlotte von Nassau-Schaumburg sowie deren Gemahl, Fürst Adolf von Nassau-Schaumburg. Im Ganzen beherbergt die „Fürstengruft zu Holzappel“, wie sie früher in der Region bezeichnet wurde, 21 Särge - davon 11aus Zinn mit zum Teil gut erhaltenen Inschriften und Wappenzeichen und 10 aus Eichenholz.
Die heute dem Esterau-Museum im Holzappeler Rathaus angegliederte Gruft für die früheren Landesherren der Region war von jeher im Familienbesitz der Fürsten auf Schloss Schaumburg. Zuletzt gehörte sie dem Fürsten Wittekind zu Waldeck und Pyrmont, der seine Eigentumsrechte nach dem Verkauf des Schlosses Schaumburg an die evangelische Kirchengemeinde Holzappel abtrat. In einem Vertrag zwischen den Beteiligten wurde dem Förderverein „Heimatmuseum Esterau“ ab 1988 zugleich das Recht auf Nutzung der Gruft in Verbindung mit dem angrenzenden Museum eingeräumt. Im Gegenzug verpflichtete sich der Museumsverein, für die dringend notwendige Renovierung zu sorgen.
Nach umfangreichen, meist ehrenamtlich von den Museums-Freunden geleisteten Reinigungs- Sanierungsmaßnahmen, einschließlich Elektroinstallation, konnte die renovierte „Melander-Gruft“ am 12.August 1990 anlässlich des Holzappeler Dorffestes erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt werden.
Kanonen-Salut und Glockengeläut für den toten Grafen
„Ein prächtiger Leichenkondukt mit 50 Kutschen und großem Gefolge“, so der überlieferte Bericht, geleitete den toten Grafen von Augsburg über Frankfurt durch das vom Krieg verwüstete Deutschland in seine Grafschaft Holzappel. Kanonensalut und Glockengeläut begrüßten ihn, als er am 27.Juli 1648 mit dem einbalsamierten Leichnam– gut zwei Monate nach seinem Tod am 17.Mai 1648 in der Schlacht bei Zusmarshausen, „uff einen sontag zwischen 11 und 12 uhr“ - in Esten eintraf. Am 02.August 1648 fand die feierliche Beisetzung statt, begleitet von einer großen Totenfeier und einer „Christlichen Leichenpredigt über den tödlichen Hinritt des hochgeborenen Grafen und Herren Peter von Holzappel“.
Zuvor hatte Kaiser Ferdinand III. die Witwe, Gräfin Agnes von Holzappel mit Schreiben vom 29.Mai 1648 zu trösten versucht: „Es wäre Uns nicht Lieberes gewesen, als dass der Feldmarschall Uns, dem Heiligen Römischen Reich, seine bisher erwiesene Tapferkeit noch länger hätte continuieren und leisten können; weil es aber dem Allmächtigen anders gefallen hat, wirst Du Dich in Seinen Willen schicken und benebst auch versichert sein können, dass Wir Dich und die Deinigen in Unserem Kaiserlichen Schutz und Schirm erhalten...“
Hier sehen Sie einen kleinen Film über die Melandergruft