1. Holzappel im Jahr 1715
  2. Damm des Herthasees
  3. Stadtplan von 1876
  4. Holzappel
  5. Bergleute unter Tage

Die Grafschaft Holzappel

Nach der großen Erbteilung der Nassauischen Besitzungen im Jahre 1255 in die „Ottonische Linie“ nördlich der Lahn mit dem Grafen Otto I. und die „Walramische Linie“ südlich der Lahn mit dem Grafen Walram war der Esterau ein mehrfacher Herrenwechsel beschieden. 1631 kam das Ländchen zwischen Gelbach, Lahn und Daubach in den Besitz des Fürsten Johann Ludwig von Nassau-Hadamar. Als der Landesherr, der gegen Ende des 30-jährigen Krieges in seiner aufwendigen Funktion als „Geheimer Rat“ des Kaisers Ferdinand III. in Geldnöte geriet, sah er sich gezwungen, die Estener Besitzungen bereits nach 12 Jahren wieder zu verkaufen. Einen kompetenten Abnehmer fand er in dem in Niederhadamar geborenen Bauernsohn, Graf  Peter Melander von Holzappel, der es als kaiserlicher Feldmarschall zu Ruhm und Reichtum gebracht hatte.

Melander erwarb die Esterau samt der angrenzenden Vogtei Isselbach für 64.000 Reichstaler und erhob den vereinigten Besitz mit dem Segen des Kaisers zur freien und reichsunmittelbaren „Grafschaft Holzappel“ im „Heiligen Römischen Reich“. Den Titel „von Holzappel“ soll er von dem ausgestorbenen Grafengeschlecht auf der Vetzburg bei Gießen übernommen haben.

Zur Grafschaft Holzappel gehörten die Dörfer Dörnberg, Eppenrod, Esten, Geilnau, Giershausen, Horhausen, Isselbach Langenscheid, Laurenburg und Scheidt. Mittelpunkt und Sitz des „Estengerichts“ war Esten, das unter Melanders Tochter, der Fürstin Elisabeth Charlotte von Nassau-Schaumburg, im Jahre 1688 zur „Stadt Holzappel“ erhoben wurde.

Dass sich der Graf jemals länger in Esten aufgehalten hat, ist in Anbetracht seines ruhelosen Feldherren-Lebens kaum denkbar. Überliefert ist indessen, dass er sich in der damals größten Gemeinde Langenscheid einen Alterssitz gründen und die zu seiner Zeit bereits teilweise zerstörte Laurenburg  zum  Schloss ausbauen wollte. Wie auch immer: Beides blieb durch seinen Soldatentod in der Schlacht bei Zusmarshausen (17. Mai 1648), einer der letzten großen Schlachten des 30-jährigen Krieges, ein unerfüllter Wunschtraum.

Überliefert ist, dass Graf Peter Melander zusammen mit seiner Grafschaft ein Vermögen von 1,4 Mill. Reichstaler hinterließ, das er seinem Bruder Karl zugedacht hatte. Seine Witwe, Gräfin Agnes von Holzappel erstritt das Erbe durch Intervention bei Kaiser Ferdinand III. für sich und erweiterte die Grafschaft Holzappel  durch den Zukauf der Herrschaft Schaumburg mit dem Schloss hoch über der Lahn bei Balduinstein – das alles zum Preis von 75.000 Reichstaler. Alleinerbe nach ihrem Tod im Jahre 1656 war die gemeinsame Tochter Elisabeth Charlotte, die mit dem Fürsten Adolf von Nassau-Dillenburg vermählt war. Auf diesem Wege avancierte die Grafschaft Holzappel zum neuen Fürstentum Nassau-Schaumburg.